Montag, 28. April 2008

Bank stößt schlechte Zahler ab (Teil 1)

50.000 Kreditnehmer bei der Bank Austria bekommen neue Gläubiger.
Schuldner sind verunsichert, die Bank beruhigt.

KURIER/S.Boroviczeny

Beim Verkauf der Kredite seien keine Heuschrecken zum Zug gekommen, betont die Bank. Ängste um das Eigenheim seien daher unbegründet.
Kreditportfolios stehen bei Banken derzeit nicht gerade hoch im Kurs – nicht zuletzt wegen der Krise am Kreditmarkt. Umso mehr freut es die Institute, wenn sie ihre Forderungen abtreten können.

Die Bank Austria hat dies nun bei knapp 50.000 bereits fällig gestellten Krediten mit einem Gesamtvolumen von 850 Mio. € getan. Käufer um rund 135 Mio. € ist ein Konsortium aus Calyon, eine Tochter der französischen Credit Agricole, der schwedischen Intrum Justitia und der deutschen EOS Gruppe.

"Der Verkauf von Kreditportfolios ist international ein gängiges Instrument zur Risikosteuerung", erklärt Thomas Gross, zuständiger Chief Risk Officer der Bank.

Was wird sich nun für die betroffenen Kreditnehmer, überwiegend Privatkunden, konkret ändern? "Der Ansprechpartner", klärt Gross auf. Im Laufe des nächsten Jahres werde der Schuldner von diesem ein Schreiben mit den nötigen Informationen erhalten. EOS und Calyon sind schon in Österreich vertreten. Durch ein gesetzliches Verschlechterungsverbot können die neuen Gläubiger die Bedingungen nicht zum Nachteil der Kunden verändern. Laut Gross haben sie aber deutlich mehr Erfahrung als die BA bei der Geldeintreibung, so dass sie – mit, wie Gross betont, legalen Mitteln wie Vergleichen, – eine Rendite erwirtschaften; im internationalen Schnitt sind es rund acht Prozent. Dies ergibt sich daraus, dass die neuen Kredit-Eigentümer mehr als jene 135 Mio. € eintreiben wollen als sie bezahlt haben. Die BA wiederum benötigt nun weniger Eigenkapital zur Unterlegung ihrer Kredite.

Bankgeheimnis

Dass die BA die Kredite überhaupt abtreten darf, sei trotz manch gegenteiliger Ansicht durch Gutachten rechtlich gedeckt. "Der Kunde hat durch das Nichtzahlen den Vertrag gebrochen." Das strenge Bankgeheimnis bleibe unberührt. "Das Recht der Bank ist höher zu gewichten als die Daten-Weitergabe", so Gross. In fast allen Verträgen ist das Recht zum Verkauf bei Nichterfüllen der Zahlungen enthalten.

Gross versichert, dass in dem Paket – im Gegensatz zu Fällen aus dem Ausland (siehe "Hintergrund") – ausschließlich notleidende Kredite enthalten sind, wobei die Fälligstellung nach zahlreichen Mahnungen erst nach mindestens elf Monaten geschieht. Ein Großteil sei schon mehrere Jahre lang ein Fall für die Rechtsanwälte und Inkassobüros.

Erste Bank und Bawag planen derzeit keine Verkäufe.

Quelle: KURIER, 18.12.2007

Siehe auch: Bank stößt schlechte Zahler ab (Teil 2: Was nachher geschah)

Keine Kommentare: