Montag, 28. April 2008

Bank stößt schlechte Zahler ab II: Was nachher geschah


Die Bank Austria hat Tausende Privatkredite an Finanzinvestoren verkauft. Konsumentenschützer kritisieren nun, dass die neuen Forderungsinhaber die Gelder mit rigorosen Methoden eintreiben.

Die Bank Austria verkaufte faule Privatkredite im Ausmaß von 850 Millionen € (siehe hier!). Dem Vernehmen nach zahlten die Finanz­investoren für das gesamte Kreditpaket 130 Millionen €. Damit sich die Sache lohnt, müssen die neuen Forderungsinhaber mit der Verwertung der Kredite deutlich mehr als die eingesetzten 130 Millionen € hereinbekommen.

Hintergrund: Infolge der Finanzkrise trennen sich immer mehr internationale Großbanken von notleidenden Krediten. Die Bank Austria ist in Österreich Vorreiter. Experten gehen davon aus, dass bald andere Institute nachziehen werden. Die Konsumenten können sich gegen den Weiterverkauf nicht wehren. Die Bank Austria muss ihre Zustimmung nicht einholen. Da der Kunde bei der Rückzahlung säumig wurde, braucht sich auch die Bank nicht mehr an den Kreditvertrag halten.

Beschwerden bei AK

„Unsere Befürchtungen sind eingetreten", klagt nun Ernst Hafranek von der Konsumentenberatung der Arbeiterkammer Niederösterreich im WirtschaftsBlatt-Gespräch. Vor Kurzem hat die Bank Austria Zehntausende notleidende Kredite (Kredite, die nicht zurückgezahlt werden) im Gesamtvolumen von 850 Millionen € an ein Konsortium von schwedischen, deutschen und französischen Finanzinvestoren verkauft.

Hafranek sagt, dass die neuen Forderungsinhaber nun damit beginnen, die ausstehen­den Kreditbeträge mit teilweise rigorosen Methoden einzutreiben: „Es gibt bereits eine Handvoll Beschwerden."

Investoren bestreiten Vorwürfe
Die Käufer des Bank-Austria-Kreditpa­kets können die Vorwürfe der Arbeiterkammer nicht nachvollziehen. „Wir sind bekannt dafür, dass wir die Schuldner als unsere Partner im Lösungs­prozess ernst nehmen. Eine gütliche und faire Einigung erachten wir im Interesse aller involvierten Partner“, betont eine Sprecherin des Inkassodienstes Intrum Justitia. Sie hat, gemeinsam mit einer Tochter der französischen Crédit Agricole, einen Teil des Bank-Austria-Kreditport­folios übernommen. Die Unternehmensphilosophie von Intrum Justitia laute: „Fair pay, please!“ Für ihr ethisches Verhalten wurde das Unternehmen sogar für den „Swiss Award for Business Ethics“ nominiert. „Unsere moderne Wirtschaft funktioniert auf Kreditbasis. Wird das Zahlungsversprechen gebrochen, wird das System empfindlich gestört“, so die Unterneh­men­ssprecherin.

In der Bank Austria heißt es dazu, dass die neuen Forderungsinhaber gesetzlich verpflichtet sind, die Kredite „banküblich“ einzutreiben. Für ehemalige Kunden dürfe es keine Schlechterstellung geben.

Hohe Verzugszinsen

„Die neuen Eigentümer, die teilweise im Ausland sitzen, haben nun österreichische Inkassodienste zum Eintreiben der Schulden engagiert - zum Nachteil der Kunden", ärgert sich Hafranek (AK). Einzelschicksale und Verschuldungsgrund zählen nicht mehr.

Ein besonders krasses Beispiel ist der Fall einer alleinerziehenden Mutter, die bei der Bank Austria vor zwanzig Jahren einen Kredit von 26.000 € aufgenommen hatte. Nach diversen Schicksalsschlägen sind die Schulden mittlerweile auf 103.000 € angewachsen.

Nach dem Weiterverkauf des Kredits durch die Bank Austria wurde die Situation nun schlimmer. „Der neue Forderungsinhaber ist rigoroser im Geldeintreiben als die Bank und besteht auf die Zahlung. Der Mutter werden jetzt sogar noch 14 Prozent Verzugszinsen verrechnet", kritisiert die Arbeiterkammer.

Quelle: Wirtschaftsblatt, 22.04.2008

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